Der Whisky als Geburtstagsgeschenk, der Kirschlikör als Geheimzutat des letzten Backerfolges oder der geöffnete Cognac, der an einen gemeinsamen Abend mit Freunden erinnert. Nur selten wird eine ganze Spirituosen-Flasche bei einem Anlass leer, denn maßvoller Genuss bedeutet auch nicht alltäglicher Genuss. So sammelt sich über die Zeit meist eine kleine Hausbar aus Spirituosenflaschen mit unterschiedlichem Füllstand an, die auf ihren Verzehr warten und erst einmal „beiseitegestellt“ wurden.
Damit sie im richtigen Moment auch noch den vollen Geschmack entfalten, ist die richtige Lagerung ungeöffneter und geöffneter Spirituosen wichtig. Doch warum und wie altern Spirituosen eigentlich?
Stichwort Oxidation
Dieser Prozess beschreibt die Reaktion eines Stoffes mit Sauerstoff. Ethanol (reiner Alkohol) ist relativ beständig gegenüber einer Oxidation. Deshalb weisen Spirituosen einen eher langsamen Oxidationsprozess auf. Zudem verhindert der Verschluss den ungehinderten Kontakt mit Luftsauerstoff. Aber kein Verschluss ist zu 100 Prozent dicht. Chemische Veränderungen des Flascheninhalts sind deshalb unvermeidbar. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist die Temperatur. Bei Wärme dehnt sich die Flüssigkeit aus, sinkt die Temperatur, zieht sie sich zusammen. So entsteht ein ständiger Wechsel aus Über- und Unterdruck, Gase treten aus, und Sauerstoff gelangt in die Flasche hinein. Darüber hinaus gilt: Da Ethanol einen Siedepunkt von 78,4° C hat, während Wasser erst bei 100° C siedet, verdunstet Alkohol verhältnismäßig schneller. Sinkt der Alkoholgehalt, ändert sich auch der Geschmack und Aromen schwinden oder verändern sich.
Sinkt der Stand der Flüssigkeit durch Verdunstung unter den Flaschenhals, entsteht eine größere Oberfläche, die dem Luftsauerstoff ausgesetzt ist und damit auch eine größere Angriffsfläche für Oxidation. Im Fachjargon spricht man an dieser Stelle von einem Füllstand „into neck“ – also im Hals der Flasche. Die beschriebenen Vorgänge laufen bei verschlossenen Spirituosen langsam im Laufe von Jahren bzw. Jahrzehnten ab. Sind ihre Spirituosen also fachgerecht gelagert, sind sie theoretisch sehr lange haltbar.
Tipps für die richtige Lagerung in der Hausbar
Der richtige Ort
Sowohl bei ungeöffneten als auch bei geöffneten Flaschen gilt: eher kühl und möglichst dunkel lagern. Dabei sollte auf eine konstante Temperatur unter 20° C geachtet werden. Spirituosen mit Kork und Drehverschluss sollten unbedingt stehend gelagert werden. Der sogenannte Gebrauchskork sitzt weniger fest in der Flasche und kann bereits nach wenigen Jahren undicht werden. Auch für Flaschen mit Drehverschluss empfiehlt sich die stehende Lagerung, da die Plastikschicht unter dem Drehverschluss über die Jahre angegriffen wird. Mit dieser Lagerung wird zumindest ungeöffneten Spirituosen eine „ewige“ Lebenszeit ermöglicht. Der älteste Whisky der Welt ist ein fast 200 Jahre alter Scotch. In Schottland wurden 2022 40 Flaschen von dem raren Getränk gefunden. Wenn gut gelagert, dann ist er sicher auch noch genießbar!
Haltbarkeit
Bei der Frage um die Haltbarkeit von Alkohol kommt es vor allem darauf an, ob eine Spirituose schon geöffnet oder noch ungeöffnet ist? Dabei spielt der Alkoholgehalt eine wichtige Rolle. Für ungeöffnete Flaschen gilt: Liegt der Alkoholgehalt bei 30 % vol. und mehr, gilt bei korrekter Lagerung eine Haltbarkeit über mehrere Jahrzehnte. Liegt er bei mindestens 37,5 % vol., ist die Spirituose theoretisch „ewig“ haltbar. Das liegt insbesondere an der sehr guten konservierenden Eigenschaft von Alkohol. Praktisch hängt es maßgeblich vom Verschluss ab, wie lange „ewig“ wirklich sein kann. Eine Ausnahme gilt jedoch für Liköre mit Sahne- oder Milchzusatz: diese sollten auch ungeöffnet nicht länger als fünf Jahre aufbewahrt werden. Geöffnete Flaschen mit Whisky, Cognac, Rum etc. sollten ein Jahr nach der Öffnung aufgebraucht sein. Liköre sollten innerhalb von ca. sechs Monaten aufgebraucht werden.
Glaskaraffen für das Auge
Die Aufbewahrung von Spirituosen in Glaskaraffen ist in der eigenen Hausbar in jedem Fall schön anzusehen und besonders beim Ausschenken ein Blickfang für die Gäste. Einen Vorteil für den Geschmack oder die Haltbarkeit hat sie allerdings nicht. Der Flascheninhalt kommt beim Umfüllen in Kontakt mit Sauerstoff. Dieser Vorgang kann den Geschmack beeinträchtigen. Wichtig ist nach dem Umfüllen ein luftdichter Verschluss der Karaffe, damit der Inhalt bei der Lagerung nicht weiter mit Sauerstoff in Kontakt kommt.
Geöffnete Spirituosen in der Hausbar bleiben zwar recht lang gut genießbar, aber über die Zeit können sie wie beschrieben ihren Geschmack, Alkoholgehalt, Farbe und Konsistenz verändern. Daher empfiehlt es sich, nicht zu viele Flaschen gleichzeitig geöffnet zu haben, wenn sie nur eine genussvolle Auszeichnung für einen besonderen Moment sein sollen.
Ein Mindesthaltbarkeitsdatum gibt es zwar nicht, aber zu irgendeinem Zeitpunkt hat der Alterungsprozess eventuell doch einen maßgeblichen Einfluss auf Aussehen und Geschmack: Haben sich einzelne Bestandteile abgesetzt, bilden sich Flocken, Bläschen oder ein Rand an der Flasche, sind das Anzeichen dafür, dass die Spirituose „überlagert“ ist. Und spätestens, wenn das Produkt „nicht mehr schmeckt“, darf in der Hausbar auch Platz für neue Genüsse gemacht werden.
(FOTO: KESSLER/KI gestützt)
Quellen:
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gruss-aus-der-kueche/koennen-alter-schnaps-und-spirituosen-verderben-90901
https://www.drinkology.de