Alkohol und Migräne
Was ist Migräne?
Unter Migräne versteht man mäßige bis sehr starke, pulsierende Kopfschmerzen, die meist einseitig auftreten und sich bei Bewegung verstärken. Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die das Nervensystem betrifft und meist anfallsartig auftritt. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) zählt sie zu den „primären Kopfschmerzerkrankungen“, das bedeutet, die Erkrankung selbst verursacht den Kopfschmerz, und nicht etwa eine andere Erkrankung wie z. B. eine Erkältung. Bei einer Erkältung würde es sich um „sekundäre Kopfschmerzen“ handeln.
Migräne kann in verschiedenen Formen auftreten, es wird unterschieden zwischen der Migräne mit Aura und der Migräne ohne Aura. Bei einer Migräne mit Aura leiden die Betroffenen u. a. auch unter Sehstörungen (sie sehen beispielsweise ein Flimmern). Es kann dann auch zu Gesichtsfeldausfällen, Taubheitsgefühlen oder sogar Sprachstörungen kommen. Bei der Migräne ohne Aura treten diese Symptome nicht auf. Beide Formen können von Übelkeit, Erbrechen und einer Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und Gerüchen begleitet werden. Die Ausprägungen der Migräne sind jedoch sehr individuell und variieren auch von Migräneanfall zu Migräneanfall. Migräne kann wöchentlich, monatlich oder einige Male im Jahr auftreten. Je nach Häufigkeit der Anfälle spricht man von episodischer (bis zu 14 Tage im Monat) oder chronischer (mind. 15 Tage im Monat) Migräne 1.
Betroffene benötigen bei einer Migräne-Attacke Ruhe, Dunkelheit und Reizabschirmung. In Deutschland sind etwa 12 bis 14 Prozent aller Frauen und 6 bis 8 Prozent aller Männer von wiederkehrenden Migräneanfällen betroffen, sie gehört damit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen 2.
Migräne-Auslöser
Viele verschiedene Faktoren können Migräne auslösen. Die Ursache von Migräne liegt – allgemein gesprochen – in einer „spezifischen übermäßigen Reaktionsbereitschaft des Organismus“ 5. Vor allem Stress, Wetterumschwünge, Schlafmangel, das Auslassen einer Mahlzeit oder zyklusbedingte Hormonveränderungen bei Frauen können eine Migräne auslösen. Aber auch vermeintliche Alltagssensationen wie Lärm, bestimmte Gerüche oder Genussmittel wie Schokolade und alkoholhaltige Getränke können eine Migräne triggern. Die Schwierigkeit ergibt sich für Patienten daraus, dass Migräne nicht wie bei einer Allergie regelmäßig nach jedem „Trigger-Kontakt“ auftritt, sondern dass bestimmte Auslöser einmal gut vertragen werden können, ein andermal jedoch die Migräne provozieren 3.
Der Effekt von Alkohol
Eine neue Studie aus den Niederlanden untersuchte den Effekt von Alkoholkonsum bei Migränepatienten. Dazu wurden 2.197 Patienten webbasiert befragt. 35,6 Prozent der Befragten gaben an, dass alkoholhaltige Getränke, darunter vor allem Wein und insbesondere Rotwein (77,8 Prozent), bei ihnen Migräne triggern. Dafür verantwortlich seien laut Aussage der Forscher bestimmte Inhaltsstoffe wie Histamine, Tyramine oder Phenylethylamine 6. Histamine und Tyramine kommen in lange gelagerten Speisen und Getränken vor, wie beispielsweise in Käse, Schinken, Fertigprodukten, aber eben auch in Sekt, Wein, Bier oder in bestimmten Spirituosen 7. Bereits zwei Standardgläser waren – so die Autoren der Studie – bei den betroffenen Patienten ausreichend, um einen Migräneanfall auszulösen. Dieser kann, im Vergleich zum klassischen Alkohol-Kater, sehr schnell nach dem Alkoholkonsum einsetzen (30 Minuten bis wenige Stunden im Anschluss). Rotwein verursachte bei 8,8 Prozent der Patienten immer einen Migräneanfall, weshalb er unter Experten auch als „genuiner Auslöser“ diskutiert wird. Der Neurologe Prof. Dr. Hans-Christoph Diener kommentiert: „Selten ist nur ein einziger Trigger für den Ausbruch eines Migräneanfalls verantwortlich, meist kommen mehrere Auslöser zusammen.“ (zitiert nach der Pressemitteilung der DGN 6).
In der Fachwelt wird durchaus kontrovers diskutiert, ob Migräne-Patienten ihre individuellen Triggerfaktoren grundsätzlich vermeiden sollten. Professor Richard B. Lipton (Albert Einstein College of Medicine in New York) betonte die Schwierigkeit, zwischen „echten“ Triggerfaktoren und Vorbotensymptomen zu unterscheiden. Ein Vorzeichensymptom äußere sich bei vielen bspw. in dem Verlangen nach Schokolade, gleichzeitig könne der Verzehr von Schokolade aber auch ein Trigger sein. Professor Paul R. Martin (Psychologische Fakultät der Australian National University in Canberra) hingegen wendet ein, dass der Vorsatz, Triggerfaktoren zu vermeiden, bereits solche Angst und Anspannung auslösen könne, dass sie ihrerseits eine Migräne-Attacke begünstigen könnten 4.
Unsere Tipps
- Wenn Sie festgestellt haben, dass Sie nach dem Genuss von bestimmten alkoholhaltigen Getränken häufig unter Migräne leiden, sollten Sie einmal ausprobieren, ob bei Verzicht die Anzahl der Migräneepisoden sinkt.
- Sie können versuchen, Migräne-Trigger durch das Führen eines Tagebuchs genauer zu identifizieren. Dies sollten Sie mit Ihrem Arzt absprechen.
- Ein maßvoller Konsum von Genussmitteln wie z. B. auch von Schokolade kann dabei helfen, Vorbotensymptome und Triggerfaktoren zu unterscheiden.
Quellen:
1 https://tinyurl.com/yyo42qz6
2 https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/was-ist-migraene/
3 https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/warum-rotwein-doch-migraene-ausloesen-kann-13224/
4 https://gohrbandt.files.wordpress.com/2018/10/publication1.pdf
5 http://www.schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/ausloeser/
6 https://tinyurl.com/y25srcrc
7 https://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/migraene/
Weiterführende Quelle:
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft: http://www.dmkg.de/startseite.html
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Auf diese Fragestellungen gehen die folgende Punkte noch einmal im Detail ein: