Gesundheit

Alkohol und Migräne

18 Millionen Deutsche leiden unter Migräne. Nahrungsmittel und darunter bestimmte Genussmittel wie Schokolade oder alkoholhaltige Getränke gelten bei manchen Menschen als Auslöser für quälende Migräneattacken. Eine neue Studie aus den Niederlanden untersuchte den Zusammenhang zwischen Migräne und dem Konsum von Alkohol.

Eine Frau mit Kopfschmerzen

Was ist Migräne?

Unter Migräne versteht man mäßige bis sehr starke, pulsierende Kopfschmerzen, die meist einseitig auftreten und sich bei Bewegung verstärken. Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die das Nervensystem betrifft und meist anfallsartig auftritt. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) zählt sie zu den „primären Kopfschmerzerkrankungen“, das bedeutet, die Erkrankung selbst verursacht den Kopfschmerz, und nicht etwa eine andere Erkrankung wie z. B. eine Erkältung. Bei einer Erkältung würde es sich um „sekundäre Kopfschmerzen“ handeln.

Migräne kann in verschiedenen Formen auftreten, es wird unterschieden zwischen der Migräne mit Aura und der Migräne ohne Aura. Bei einer Migräne mit Aura leiden die Betroffenen u. a. auch unter Sehstörungen (sie sehen beispielsweise ein Flimmern). Es kann dann auch zu Gesichtsfeldausfällen, Taubheitsgefühlen oder sogar Sprachstörungen kommen. Bei der Migräne ohne Aura treten diese Symptome nicht auf. Beide Formen können von Übelkeit, Erbrechen und einer Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und Gerüchen begleitet werden. Die Ausprägungen der Migräne sind jedoch sehr individuell und variieren auch von Migräneanfall zu Migräneanfall. Migräne kann wöchentlich, monatlich oder einige Male im Jahr auftreten. Je nach Häufigkeit der Anfälle spricht man von episodischer (bis zu 14 Tage im Monat) oder chronischer (mind. 15 Tage im Monat) Migräne 1.

Betroffene benötigen bei einer Migräne-Attacke Ruhe, Dunkelheit und Reizabschirmung. In Deutschland sind etwa 12 bis 14 Prozent aller Frauen und 6 bis 8 Prozent aller Männer von wiederkehrenden Migräneanfällen betroffen, sie gehört damit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen 2.

Migräne-Auslöser

Viele verschiedene Faktoren können Migräne auslösen. Die Ursache von Migräne liegt – allgemein gesprochen – in einer „spezifischen übermäßigen Reaktionsbereitschaft des Organismus“ 5. Vor allem Stress, Wetterumschwünge, Schlafmangel, das Auslassen einer Mahlzeit oder zyklusbedingte Hormonveränderungen bei Frauen können eine Migräne auslösen. Aber auch vermeintliche Alltagssensationen wie Lärm, bestimmte Gerüche oder Genussmittel wie Schokolade und alkoholhaltige Getränke können eine Migräne triggern. Die Schwierigkeit ergibt sich für Patienten daraus, dass Migräne nicht wie bei einer Allergie regelmäßig nach jedem „Trigger-Kontakt“ auftritt, sondern dass bestimmte Auslöser einmal gut vertragen werden können, ein andermal jedoch die Migräne provozieren 3.

Der Effekt von Alkohol

Eine neue Studie aus den Niederlanden untersuchte den Effekt von Alkoholkonsum bei Migränepatienten. Dazu wurden 2.197 Patienten webbasiert befragt. 35,6 Prozent der Befragten gaben an, dass alkoholhaltige Getränke, darunter vor allem Wein und insbesondere Rotwein (77,8 Prozent), bei ihnen Migräne triggern. Dafür verantwortlich seien laut Aussage der Forscher bestimmte Inhaltsstoffe wie Histamine, Tyramine oder Phenylethylamine 6. Histamine und Tyramine kommen in lange gelagerten Speisen und Getränken vor, wie beispielsweise in Käse, Schinken, Fertigprodukten, aber eben auch in Sekt, Wein, Bier oder in bestimmten Spirituosen 7. Bereits zwei Standardgläser waren – so die Autoren der Studie – bei den betroffenen Patienten ausreichend, um einen Migräneanfall auszulösen. Dieser kann, im Vergleich zum klassischen Alkohol-Kater, sehr schnell nach dem Alkoholkonsum einsetzen (30 Minuten bis wenige Stunden im Anschluss). Rotwein verursachte bei 8,8 Prozent der Patienten immer einen Migräneanfall, weshalb er unter Experten auch als „genuiner Auslöser“ diskutiert wird. Der Neurologe Prof. Dr. Hans-Christoph Diener kommentiert: „Selten ist nur ein einziger Trigger für den Ausbruch eines Migräneanfalls verantwortlich, meist kommen mehrere Auslöser zusammen.“ (zitiert nach der Pressemitteilung der DGN 6).

In der Fachwelt wird durchaus kontrovers diskutiert, ob Migräne-Patienten ihre individuellen Triggerfaktoren grundsätzlich vermeiden sollten. Professor Richard B. Lipton (Albert Einstein College of Medicine in New York) betonte die Schwierigkeit, zwischen „echten“ Triggerfaktoren und Vorbotensymptomen zu unterscheiden. Ein Vorzeichensymptom äußere sich bei vielen bspw. in dem Verlangen nach Schokolade, gleichzeitig könne der Verzehr von Schokolade aber auch ein Trigger sein. Professor Paul R. Martin (Psychologische Fakultät der Australian National University in Canberra) hingegen wendet ein, dass der Vorsatz, Triggerfaktoren zu vermeiden, bereits solche Angst und Anspannung auslösen könne, dass sie ihrerseits eine Migräne-Attacke begünstigen könnten 4.

Unsere Tipps

  • Wenn Sie festgestellt haben, dass Sie nach dem Genuss von bestimmten alkoholhaltigen Getränken häufig unter Migräne leiden, sollten Sie einmal ausprobieren, ob bei Verzicht die Anzahl der Migräneepisoden sinkt.
  • Sie können versuchen, Migräne-Trigger durch das Führen eines Tagebuchs genauer zu identifizieren. Dies sollten Sie mit Ihrem Arzt absprechen.
  • Ein maßvoller Konsum von Genussmitteln wie z. B. auch von Schokolade kann dabei helfen, Vorbotensymptome und Triggerfaktoren zu unterscheiden.

Quellen:

1https://tinyurl.com/yyo42qz6
2https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/was-ist-migraene/
3https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/warum-rotwein-doch-migraene-ausloesen-kann-13224/
4https://gohrbandt.files.wordpress.com/2018/10/publication1.pdf
5http://www.schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/ausloeser/
6https://tinyurl.com/y25srcrc
7https://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/migraene/

Weiterführende Quelle:

Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft: http://www.dmkg.de/startseite.html

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Verantwortung
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Alkoholhaltige Getränke erfordern ein hohes Maß an Verantwortung beim Hersteller oder Importeur alkoholhaltiger Getränke - im Vertrieb, Marketing und in der Werbung.

Verantwortliches Handeln beinhaltet auch sinnvolle, nachvollziehbare und effektive Selbstregulierungen, die über gesetzliche Regulierungen hinausgehen. So hat sich die Branche der Hersteller und Importeure von alkoholhaltigen Getränken zahlreiche freiwillige Regeln auferlegt, um missbräuchlichem Konsum vorzubeugen:

Darüber hinaus unterstützen verschiedene Präventionsinitiativen des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ des BSI das Ziel, den Jugendschutz konsequent einzuhalten und einem missbräuchlichen Konsum in bestimmten Situationen (Schwangerschaft, Verkehr, Arbeitsplatz) vorzubeugen.

Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung
Prävention
Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung

Alkoholhaltige Getränke erfordern von Herstellern oder Importeuren genauso wie von Konsument/innen ein hohes Maß an Verantwortung.

Neben Maßnahmen der Selbstregulierung im Vertrieb, im Marketing und in der Werbung setzen der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V. (BSI) und seine Mitgliedsunternehmen auf gezielte Präventions- und Aufklärungsinitiativen, die der „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ als Social Aspects Gremium der Branche mit unabhängigen Experten entwickelt und kontinuierlich fortführt. Alle Initiativen haben das Ziel, dem missbräuchlichen Konsum vorzubeugen. Verzicht auf alkoholhaltige Getränke ist insbesondere in den sogenannten Punktnüchternheitssituationen angezeigt.

Die einzelnen Präventionsinitiativen des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ sind:

Eine Grupper Menschen sitzt beim Essen zusammen
Gesellschaft
Eine Grupper Menschen sitzt beim Essen zusammen

Alkoholhaltige Getränke sind für unsere Gesellschaft ein traditionsreiches Kulturgut und werden zu unterschiedlichsten Anlässen angeboten. Dabei sollte jeder für sich eine verantwortungsbewusste Entscheidung treffen, ob der Konsum von alkoholhaltigen Getränken in der jeweiligen Situation angemessen ist. Einen Automatismus zum Alkoholkonsum sollte es dagegen nicht geben, denn Genuss ist der bewusste und „besondere“ Moment.

Daher sollte die Gesellschaft einen bewussten Blick auf bestimmte Situationen richten, um problematische Automatismen des Konsums zu hinterfragen und einen verantwortungsvollen Konsum zu fördern:

Eine Sonnenbrille liegt am Strand
Freizeit
Eine Sonnenbrille liegt am Strand

Viele Menschen verbringen ihre Freizeit gerne sehr aktiv. Sie gehen auf Reisen, treiben Sport, bewegen sich gerne in der Natur, gehen ihren Hobbys nach oder sind gerne gesellig beisammen bei den unterschiedlichsten jahreszeitlichen Anlässen. Zum Freizeitverhalten gehören selbstverständlich auch Essen und Trinken dazu. Doch wie kann man einen gesundheitsverträglichen und verantwortungsbewussten Konsum alkoholhaltiger Getränke mit den vielfältigen Freizeitmöglichkeiten verbinden und wo ist vielleicht besser Verzicht angesagt?

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Der „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ beschäftigt sich als Gremium des BSI mit allen „nicht kommerziellen“ Aufgabenstellungen. Diesen Aktivitäten liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Unternehmen der Branche eine aktive Mitverantwortung dafür tragen, dass die Verbraucher mit den Produkten sachgemäß und gesundheitsverträglich umgehen.

Zu den Aktivitäten des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ gehören Präventions-, Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen (wie z. B. diese Website) sowie die effektive Selbstregulierung der Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V.

Indirekt unterstützen alle Mitgliedsunternehmen des BSI den „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“, dessen Arbeit von einer Vielzahl neutraler Wissenschaftler und Experten begleitet wird. Dieser setzt sich aus Medizinern, Psychologen und Pädagogen zusammen, welche die Inhalte der Aktivitäten unabhängig prüfen und mitgestalten.