Vielleicht kennen Sie das Phänomen: Nach wenigen Schlucken Rotwein oder eines anderen alkoholhaltigen Getränks brummt plötzlich der Kopf, die Schleimhäute schwellen an und es fühlt sich plötzlich an als wenn die Haut brennt. Selbst wenn man nur ein Glas getrunken hat, treten unerwartet typische Kater-Symptome auf, die man zunächst nicht deuten kann. Was will der Körper uns in diesem Moment sagen? Sind dies vielleicht die ersten Anzeichen für eine allergische Reaktion, womöglich sogar auf Alkohol?
Für das Auftreten derartiger Symptome nach dem Genuss alkoholhaltiger Getränke kann es viele Gründe geben. „Eine echte Alkoholallergie auf Ethanol tritt allerdings nur sehr selten auf. Viel häufiger sind es bestimmte Inhaltstoffe der Getränke, auf die man mit einer Unverträglichkeit reagieren kann. So können es zum Beispiel die Ausgangsprodukte wie Getreide oder Weintrauben sein oder eine größere Menge Histamin, ein biogenes Amin, welches in alkoholischen Getränken vorkommen kann“ erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Sonja Lämmel des Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V.
Wer nach dem Genuss eines alkoholhaltigen Getränks allergieähnliche Symptome bemerkt, wie beispielsweise ein unangenehmes Jucken oder eine Hautrötung, reagiert überempfindlich auf einzelne Inhaltsstoffe. Bei manchen Menschen ist die allergische Reaktion beispielsweise auf die verschiedenen Bestandteile bestimmter Getreidesorten in Bier oder Spirituosen, zurückzuführen. Auch können zusätzlich Schwefelverbindungen (Sulfite) in dem Getränk enthalten sein, auf die der Körper empfindlich reagiert. Speziell Sulfit kann bei entsprechenden Menschen das so genannte Sulfitasthma auslösen.
Alkohol und Allergien
Wenn die Temperaturen steigen und die Blumen blühen, gehen auch die ersten Pollen wieder auf die Reise: Für viele Heuschnupfen-Patienten fängt mit der Verbreitung von Blüten- und Gräserpollen die Zeit an, in der die Nase ständig läuft und die Augen tränen. Menschen mit Heuschnupfen (im Fachjargon die saisonale allergische Rhinitis genannt) wird häufig geraten, den Alkoholgenuss in dieser Zeit einzuschränken, denn alkoholhaltige Getränke können die Aufnahme möglicher Allergieauslöser verstärken und die Reaktionsschwelle - zum Beispiel bei der Pollenallergie - herabsetzen.
„Es gibt neue Zusammenhänge, dass bestimmte Lebensmittelallergien zum Beispiel auf Weizen (WDEIA= Weizen-abhängigen anstrengungsassoziierten Anaphylaxie) nur auftreten, wenn gleichzeitig ein Trigger vorhanden ist. Hier kann neben der Anstrengung, Alkohol als Trigger dienen. Nur in der Kombination Weizenverzehr und Alkoholgenuss, treten dann schwere allergischen Beschwerden wie Nesselsucht oder Kreislaufreaktionen auf, die bis zum allergischen Notfall (Anaphylaxie) reichen können“, so die Ernährungswissenschaftlerin Lämmel weiter.
Alkoholintoleranz bzw. Alkoholunverträglichkeit
Stärkere Symptome wie z. B. starke Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sprechen eher für eine Alkoholintoleranz als für eine Allergie. Eine Erklärung für diese Alkoholunverträglichkeit findet sich im genetischen Code: Fast jeder kennt zum Beispiel, dass Menschen aus China oder Japan im Vergleich zu Europäern nur kleine Mengen von Alkohol vertragen. Dies liegt daran, dass vielen Menschen aus diesem Raum Alkoholdehydrogenase (ADH) fehlt - Enzyme, die den Körper beim Abbau von Alkohol unterstützen. Fehlen diese Enzyme oder werden sie in ihrer Funktion eingeschränkt, dauert es deutlich länger, bis der Alkoholspiegel im Körper sinkt. Typische Symptome sind oftmals ein gerötetes Gesicht, Kopfschmerzen und Herzrasen. Anders als im asiatischen Raum gibt es die Alkoholintoleranz in Mitteleuropa jedoch eher selten.
- Beschwerden im Zusammenhang mit Alkohol können verschiedene Ursachen haben
- In Getränken enthaltene Stoffe können Allergien/Unverträglichkeiten auslösen
- Allergen-Kennzeichnungen sind auf verpackten Lebensmitteln in der Europäischen Union jedoch Pflicht und helfen Allergikern, Getränke mit bestimmten Zutaten einfacher zu vermeiden
- Alkoholische Getränke können Heuschnupfen-Symptome oder Lebensmittelallergien verstärken, deshalb als Allergiker besser in Maßen trinken oder auf alkoholfreie Getränke umsteigen
- Allergien sollten immer vom Facharzt überprüft werden die anschließende Beratung gehört in die Hände einer allergologisch versierten Ernährungsfachkraft.