Freizeit

Über den Wolken schneller beschwipst?

Pünktlich zu den Sommerferien steigt die Vorfreude, im Flieger zu sitzen und endlich das Urlaubsparadies zu begrüßen. Im letzten Jahr verreisten ca. 40% aller Deutschen mit dem Flugzeug. Über den Wolken bringt sich dann der ein oder andere Urlauber mit einem leckeren Cocktail oder einem Schlückchen Sekt in Urlaubsstimmung. Das gehört für viele zum Start in einen entspannten Urlaub einfach dazu. Doch Vorsicht beim Genuss alkoholhaltiger Getränke im Flugzeug – schließlich hört und liest man immer wieder, dass alkoholhaltige Getränke über den Wolken schnellere und deutlichere Wirkung zeigen.

In einem Flugzeug werden Getränke verteilt

Auf das Konto der Deutschen gehen nicht weniger als 69,6 Millionen lange Reisen, also Reisen, die länger als fünf Tage dauern. Ganze 72% der Reiseziele lagen davon 2017 im Ausland, die meisten am Mittelmeer.1 Eines der beliebtesten Transportmittel ist das Flugzeug. Ein alkoholhaltiges Getränk gehört für viele zum Start in die schönste Zeit des Jahres einfach dazu.

Was stimmt nun allerdings an dem Gerücht, dass im Flugzeug die Wirkung von alkoholhaltigen Getränken schneller und stärker ist, dass man im Flugzeug also schneller beschwipst ist?

Für die Beantwortung dieser Frage muss man etwas genauer hinschauen: Hier spielt vor allem der Sauerstoff eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich gilt, dass die Zusammensetzung der Luft aus 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff und 0,04% Kohlenstoffdioxid auf den höchsten Bergen die gleiche ist wie auf Meereshöhe. Dennoch geht uns beim Bergsteigen in luftiger Höhe die Puste aus. Grund dafür ist der veränderte Luftdruck.

Um das zu verstehen, muss man einen kleinen Ausflug in die Chemie und Physik machen. Sauerstoff besteht als ungebundener gasförmiger Stoff aus einem zweiatomigen Molekül. Die meisten dieser Moleküle befinden sich aufgrund der Erdanziehungskraft nahe der Erdoberfläche. Je höher man nun kommt, desto geringer wird die Anzahl der Moleküle, also des Sauerstoffs. Mit abnehmender Dichte der Moleküle verringert sich auch der Luftdruck. Das hat zur Folge, dass beispielsweise auf dem Himalaya, bereits auf 5000 Metern Höhe, der Luftdruck um mehr als 30% niedriger ist als auf Meereshöhe. Parallel sinkt auch der so genannte Partialdruck des Sauerstoffs. Dieser entscheidet letztendlich darüber, wie viel Sauerstoff unser Blut bei jedem Atemzug aufnehmen kann. Bereits ab 2000 Metern kann uns die Druckverminderung Probleme machen.

In der Flugzeugkabine wird ein künstlicher Druck erzeugt. Allerdings gleicht dieser Druck nicht dem Niveau auf Meereshöhe, sondern eher dem auf der Zugspitze (ca. 2500 Meter über dem Meeresspiegel) – mehr ist technisch nicht möglich. Daher können empfindliche Menschen im Flugzeug Symptome des Sauerstoffmangels erleben: tiefe oder beschleunigte Atmung, Schwindel oder auch Übelkeit. Durch den verringerten Partialdruck, verringert sich außerdem die Menge an Sauerstoff in den roten Blutkörperchen und es kommt zu einer verminderten Abgabe von Sauerstoff aus dem Blut in die Körperzellen. Diese Unterversorgung führt dazu, dass Muskeln und Organe in ihren Funktionen eingeschränkt werden, während der Körper bemüht ist, dem wichtigsten Organ, dem Gehirn, genug Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. Wie in einer Stresssituation, lässt das Nervensystem dann die Atmung und den Herzschlag beschleunigen und den Blutdruck ansteigen. Und hier ist auch die Ursache für die veränderte Wirkung von Alkohol zu finden, denn durch die Körperreaktionen auf den Sauerstoffmangel gelangt Alkohol tatsächlich schneller in den Blutkreislauf und wird gleichzeitig auch langsamer abgebaut. Daher ist es nicht ungewöhnlich, wenn Flugreisende berichten, dass sie den Eindruck haben, dass sie sich im Flugzeug schon nach einem Gläschen beschwipst fühlen. Allerdings bleibt festzuhalten, dass die Wirkung alkoholhaltiger Getränke auch im Flugzeug individuell unterschiedlich ist.

Promille-Grenzen für Fluggäste?

Auch wenn ein exakter Promille-Grenzwert in den Beförderungsbedingungen der Airlines fehlt, gibt es doch genaue Richtlinien, denen beim Genuss von alkoholhaltigen Getränken in der Luft Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. In einem Gerichtsurteil des Amtsgerichts Wedding ist festgehalten, dass das Bordpersonal dazu berechtigt ist, stark alkoholisierten Passagieren ihre alkoholhaltigen Getränke wegzunehmen. Piloten müssen aufgrund ihrer luftpolizeilichen Hoheitsgewalt solche Passagiere nicht befördern und können den Vorfall an die Polizei weiterleiten. In den Beförderungsbedingungen der Lufthansa AG heißt es zum Beispiel: „Wir dürfen ferner Ihre Beförderung oder Weiterbeförderung verweigern oder Ihre Platzbuchung streichen, wenn Ihr Verhalten, Ihr Zustand oder Ihre geistige oder körperliche Verfassung einschließlich der Auswirkungen von Alkoholgenuss oder Drogengebrauch derart ist, dass Sie sich selbst, andere Fluggäste oder Besatzungsmitglieder einer Gefahr aussetzen2. Die Fluggesellschaft Emirates hält sich sogar das Recht vor, einen Passagier schon dann von der Beförderung auszuschließen, wenn dieser lediglich den Eindruck macht, er oder sie könne demnächst durch Alkohol oder Drogen beeinträchtigt werden.3

So gibt es einige Tipps, die beachtet werden sollten, wenn man sicher und mit einem guten Gefühl am Urlaubsort ankommen will.

  • Auch nach der Landung sollte die Wirkung des Restalkohols nicht unterschätzt werden. Planen Sie direkt im Anschluss an den Flug in den Mietwagen am Urlaubsort zu steigen, bedenken Sie möglichen Restalkohol, denn in vielen Urlaubsländern gelten niedrigere Promillegrenzen als in DeutschlandBeim Fliegen herrscht erhöhtes Thrombose-Risiko, weshalb man viel trinken sollte. Deshalb Vorsicht bei zu viel alkoholhaltigen Getränken, denn diese entwässern und lassen den Körper schneller dehydrieren
  • Ein maßvoller und verantwortungsvoller Umgang mit alkoholhaltigen Getränken an Board ist die beste Voraussetzung, um sicher und erholt am Zielort anzukommen
  • Falls Notsituationen im Flugzeug entstehen, müssen neben der Crew auch sämtliche Fluggäste reaktionsfähig sein. Genießen Sie daher besser maßvoll und bleiben Sie auch im Flugzeug Herr Ihrer Sinne
  • Rechtliche Konsequenzen: Falls ein Passagier aufgrund eines zu hohen Promillewerts als „fluguntauglich“ eingestuft wird, weil er z.B. ein Sicherheitsproblem darstellt, hat er kein Recht mehr auf Beförderung und muss im schlimmsten Fall sogar die Kosten für eine Zwischenlandung übernehmen

Quellen:
1 Deutscher Reiseverband e.V., Der Deutsche Reisemarkt. Zahlen und Fakten, (2018).
2 Lufthansa, Allgemeine Geschäftsbedingungen – Beförderungsbedingungen für Fluggäste und Gepäck (ABB Flugpassage) (2017).
3 Emirates, Beförderungsbedingungen für Fluggäste und Reisegepäck (2009).

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Eine Ärztin im Gespräch mit Patienten
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Die Mehrzahl der Verbraucher/innen geht verantwortungsvoll mit alkoholhaltigen Getränken um und genießt in Maßen. Alkoholhaltige Getränke sind jedoch keine „ganz normalen Nahrungsmittel“. Innerhalb bestimmter Grenzen und Bedingungen ist der Konsum von alkoholhaltigen Getränken gesundheitsverträglich.

Bei Überschreitung bestimmter Grenzen steigen dagegen die Risiken gesundheitlicher Schädigungen. Diese Grenzen hängen auch vom Geschlecht und dem Lebensalter ab. In Verbindung mit bestimmten chronischen Erkrankungen (z. B. Diabetes, Allergien, Migräne) oder Medikamenteneinnahme ergeben sich unter Umständen zusätzliche Risiken. Hier können Sie sich als Verbraucherin oder Verbraucher umfassend informieren über:

Alkohol hat einen Einfluss auf eine Vielzahl von Körperfunktionen. Hier finden Sie weitere Themen, die Ihnen helfen sollen, einen gesundheitsverträglichen, bewussten Umgang mit alkoholhaltigen Getränken zu beherzigen:

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Genuss hat viele Facetten – aber ohne das richtige Maß geht es nicht! Auf dieser Seite finden Sie viele Anregungen über die Bedingungen von Genuss: Zeit, Ausgeglichenheit, Muße, ein schönes Ambiente, die Gesellschaft netter Menschen und natürlich die Produkte selbst spielen eine zentrale Rolle. Doch jeder von uns hat seine eigenen Grenzen von Genuss, dann wenn nicht mehr das positive Erleben des Genuss-Moments, sondern die Wirkung im Vordergrund steht.

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Hier finden Sie Nährwert- und Zutateninformationen über die Spirituosengattungen, die in der EU und in Deutschland angeboten werden. Diese sind alphabetisch aufgeführt von A bis Z. Dabei wird die Kalorienkennzeichnung in der üblichen deutschen Trinkeinheit von 20 ml und daneben in 100 ml dargestellt – ebenso wie eine Zutatenliste, die vollständige Nährwertdeklaration und weitere wichtige Informationen über den Produktionsprozess. Die Datenbank umfasst dabei Mindeststandards für Spirituosen.

Zu den Nährwertangaben

Grafik mit Schriftzug „Consumer Protection“
Verantwortung
Grafik mit Schriftzug „Consumer Protection“

Alkoholhaltige Getränke erfordern ein hohes Maß an Verantwortung beim Hersteller oder Importeur alkoholhaltiger Getränke - im Vertrieb, Marketing und in der Werbung.

Verantwortliches Handeln beinhaltet auch sinnvolle, nachvollziehbare und effektive Selbstregulierungen, die über gesetzliche Regulierungen hinausgehen. So hat sich die Branche der Hersteller und Importeure von alkoholhaltigen Getränken zahlreiche freiwillige Regeln auferlegt, um missbräuchlichem Konsum vorzubeugen:

Darüber hinaus unterstützen verschiedene Präventionsinitiativen des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ des BSI das Ziel, den Jugendschutz konsequent einzuhalten und einem missbräuchlichen Konsum in bestimmten Situationen (Schwangerschaft, Verkehr, Arbeitsplatz) vorzubeugen.

Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung
Prävention
Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung

Alkoholhaltige Getränke erfordern von Herstellern oder Importeuren genauso wie von Konsument/innen ein hohes Maß an Verantwortung.

Neben Maßnahmen der Selbstregulierung im Vertrieb, im Marketing und in der Werbung setzen der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V. (BSI) und seine Mitgliedsunternehmen auf gezielte Präventions- und Aufklärungsinitiativen, die der „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ als Social Aspects Gremium der Branche mit unabhängigen Experten entwickelt und kontinuierlich fortführt. Alle Initiativen haben das Ziel, dem missbräuchlichen Konsum vorzubeugen. Verzicht auf alkoholhaltige Getränke ist insbesondere in den sogenannten Punktnüchternheitssituationen angezeigt.

Die einzelnen Präventionsinitiativen des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ sind:

Eine Grupper Menschen sitzt beim Essen zusammen
Gesellschaft
Eine Grupper Menschen sitzt beim Essen zusammen

Alkoholhaltige Getränke sind für unsere Gesellschaft ein traditionsreiches Kulturgut und werden zu unterschiedlichsten Anlässen angeboten. Dabei sollte jeder für sich eine verantwortungsbewusste Entscheidung treffen, ob der Konsum von alkoholhaltigen Getränken in der jeweiligen Situation angemessen ist. Einen Automatismus zum Alkoholkonsum sollte es dagegen nicht geben, denn Genuss ist der bewusste und „besondere“ Moment.

Daher sollte die Gesellschaft einen bewussten Blick auf bestimmte Situationen richten, um problematische Automatismen des Konsums zu hinterfragen und einen verantwortungsvollen Konsum zu fördern:

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Über uns
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Der „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ beschäftigt sich als Gremium des BSI mit allen „nicht kommerziellen“ Aufgabenstellungen. Diesen Aktivitäten liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Unternehmen der Branche eine aktive Mitverantwortung dafür tragen, dass die Verbraucher mit den Produkten sachgemäß und gesundheitsverträglich umgehen.

Zu den Aktivitäten des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ gehören Präventions-, Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen (wie z. B. diese Website) sowie die effektive Selbstregulierung der Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V.

Indirekt unterstützen alle Mitgliedsunternehmen des BSI den „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“, dessen Arbeit von einer Vielzahl neutraler Wissenschaftler und Experten begleitet wird. Dieser setzt sich aus Medizinern, Psychologen und Pädagogen zusammen, welche die Inhalte der Aktivitäten unabhängig prüfen und mitgestalten.