Gesundheit

Wie wirkt sich der Konsum von alkoholhaltigen Getränken in der Pubertät auf den Körper aus?

Die Pubertät ist die Zeit, in der aus einem Kind ein Erwachsener wird. Was für die Jugendlichen vor einigen Monaten noch interessant und spannend war, ist plötzlich uncool und langweilig. Dafür entwickeln sie neue Interessen und probieren sich in dieser Zeit gerne aus – mitunter auch mit alkoholhaltigen Getränken. Aber wie wirkt sich der Konsum von alkoholhaltigen Getränken in der Pubertät auf den Körper aus?

Junge Menschen feiern

Der Begriff „Pubertät“ leitet sich vom lateinischen Wort „Pubertas“ ab und bedeutet „Geschlechtsreife“.  Auch wenn die Pubertät immer früher beginnt, findet sie in der Regel bei Mädchen zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr und bei Jungen zwischen dem 12. und 21. Lebensjahr statt. Jugendliche wollen zunehmend erwachsen wirken und übernehmen dafür Verhaltensweisen, die sie von erwachsenen Personen kennen. Zum Erwachsenwerden gehört es dann für viele auch dazu, das erste Mal ein alkoholhaltiges Getränk zu probieren. Da der Körper während der Pubertät sehr sensibel ist, ist es allerdings wichtig, dass Eltern diesen Vorgang begleiten und ihre Kinder über die Wirkungen von alkoholhaltigen Getränken aufklären.

Die Pubertät beginnt im Kopf: Die Hypophyse, eine Hormondrüse im Gehirn, gibt den Startschuss an den Körper, die Hormonproduktion zu steigern. Mit der erhöhten Hormonproduktion wird die Pubertät in die Wege geleitet. Äußerliche Veränderungen, wie z. B. die Ausbildung der Geschlechtsmerkmale, aber auch zahlreiche innere Prozesse werden dadurch in Gang gesetzt. So gleicht das Gehirn während der Pubertät einer riesigen Baustelle, da sich dort zahlreiche neurobiologische Prozesse abspielen. Die Ausbildung der einzelnen Hirnbereiche dauert unterschiedlich lange. So wird bspw. der präfrontale Cortex – der vordere Teil der Großhirnrinde – als eine der letzten Hirnregionen ausgereift. „In diesem Bereich bewerten wir unser Handeln und wägen die möglichen Konsequenzen ab. Solange der präfrontale Cortex allerdings nicht vollständig ausgereift ist, kommt der Amygdala eine größere Bedeutung zu – ein Bereich, der für die Verarbeitung unserer Emotionen zuständig ist. Und genau hier liegt die Erklärung warum Jugendliche, die sich in der Pubertät befinden, eher impulsiv handeln und risikobereit sind. Das trifft auch beim Konsum von alkoholhaltigen Getränken zu. Jugendliche können die Konsequenzen für ihr Handeln nicht gut einschätzen und wollen aber ihre Grenzen austesten. Zudem fehlt ihnen die Erfahrung im Umgang mit alkoholhaltigen Getränken. Das kann eine gefährliche Kombination sein“, so Prof. Dr. med. Michael Paulussen, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Allgemeinen Pädiatrie in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln.

Der gesamte Körper arbeitet während der Pubertät auf Hochtouren und ist extrem sensibel, weshalb der Konsum von alkoholhaltigen Getränken besser vermieden werden sollte. „In dieser Zeit sortiert sich das Gehirn komplett neu. Häufig genutzte Nervenverbindungen werden gestärkt, wenig genutzte und somit überflüssige Verbindungen werden gekappt. Durch diese Umstrukturierung wird das Gehirn leistungsstärker. Werden nun regelmäßig alkoholhaltige Getränke konsumiert, können sich die Zellen und Nervenverbindungen nicht richtig entwickeln. Häufige Rauschzustände können zu Entwicklungsstörungen führen, was sich in einer verringerten Leistungs- und Lernfähigkeit äußern kann“, warnt Prof. Dr. med. Michael Paulussen. Aus diesem Grund sollte der erste Konsum eines alkoholhaltigen Getränks so spät wie möglich erfolgen. Eine gute Richtlinie hierfür bietet das Jugendschutzgesetz. Ein erstes „Probieren“ im Kreis der Familie kann aber unter Umständen die große Neugier stillen und dem Thema die Wichtigkeit nehmen, da alkoholhaltige Getränke den Jugendlichen beim ersten Mal meist nicht schmecken.

Dass der Konsum von alkoholhaltigen Getränken in der Pubertät auch einen Einfluss auf das spätere Konsumverhalten haben kann, konnten Wissenschaftler des Mannheimer Zentralinstituts für Seelische Gesundheit zeigen. In einer Langzeitstudie wurde das Trinkverhalten von 283 jungen Erwachsenen in der Pubertät untersucht. Im Alter von 19, 22 und 23 Jahren wurden die Teilnehmer zusätzlich zu ihrem aktuellen Konsumverhalten befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass Jugendliche, die bereits im Alter von 12 bis 14 Jahren alkoholhaltige Getränke getrunken hatten, im Erwachsenenalter ein deutlich erhöhtes Risiko für einen missbräuchlichen Alkoholkonsum aufwiesen. Da die Pubertät aber bei jedem Jugendlichen zu einem anderen Zeitpunkt beginnt und auch in der Dauer variiert, kann das Alter keine allgemeingültige Regel sein.

Fakt ist: Der Konsum von alkoholhaltigen Getränken in der Pubertät kann einen Einfluss auf die Entwicklungsprozesse des Körpers und das spätere Trinkverhalten haben. Deshalb sollten in der Pubertät – wenn überhaupt – alkoholhaltige Getränke nur maßvoll konsumiert werden.

  • Es ist völlig normal, dass Jugendliche in der Pubertät ihre Grenzen austesten möchten und das erste Mal ein alkoholhaltiges Getränk probieren wollen. Eltern und Erwachsene sollten die Jugendlichen dabei begleiten und sachlich über die Wirkung von Alkohol aufklären.
  • Während der Pubertät finden zahlreiche neurobiologische Prozesse im Gehirn statt. Der Konsum von alkoholhaltigen Getränken kann diese Prozesse beeinträchtigen und zu Entwicklungsstörungen führen.
  • Der erste Konsum eines alkoholhaltigen Getränks sollte so spät wie möglich erfolgen. Eine gute Richtlinie bietet das Jugendschutzgesetz.
  • Ein erstes „Probieren“ im familiären Umfeld kann die Neugier auf alkoholhaltige Getränke mindern.

Quelle: 

Dorothea Blomeyer, Chris M. Friemel, Arlette F. Buchmann, Tobias Banaschewski, Manfred Laucht, Miriam Schneider. Impact of Pubertal Stage at First Drink on Adult Drinking Behavior. Alcoholism: Clinical and Experimental Research, 2013.

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Grafik mit Schriftzug „Consumer Protection“
Verantwortung
Grafik mit Schriftzug „Consumer Protection“

Alkoholhaltige Getränke erfordern ein hohes Maß an Verantwortung beim Hersteller oder Importeur alkoholhaltiger Getränke - im Vertrieb, Marketing und in der Werbung.

Verantwortliches Handeln beinhaltet auch sinnvolle, nachvollziehbare und effektive Selbstregulierungen, die über gesetzliche Regulierungen hinausgehen. So hat sich die Branche der Hersteller und Importeure von alkoholhaltigen Getränken zahlreiche freiwillige Regeln auferlegt, um missbräuchlichem Konsum vorzubeugen:

Darüber hinaus unterstützen verschiedene Präventionsinitiativen des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ des BSI das Ziel, den Jugendschutz konsequent einzuhalten und einem missbräuchlichen Konsum in bestimmten Situationen (Schwangerschaft, Verkehr, Arbeitsplatz) vorzubeugen.

Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung
Prävention
Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung

Alkoholhaltige Getränke erfordern von Herstellern oder Importeuren genauso wie von Konsument/innen ein hohes Maß an Verantwortung.

Neben Maßnahmen der Selbstregulierung im Vertrieb, im Marketing und in der Werbung setzen der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V. (BSI) und seine Mitgliedsunternehmen auf gezielte Präventions- und Aufklärungsinitiativen, die der „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ als Social Aspects Gremium der Branche mit unabhängigen Experten entwickelt und kontinuierlich fortführt. Alle Initiativen haben das Ziel, dem missbräuchlichen Konsum vorzubeugen. Verzicht auf alkoholhaltige Getränke ist insbesondere in den sogenannten Punktnüchternheitssituationen angezeigt.

Die einzelnen Präventionsinitiativen des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ sind:

Eine Grupper Menschen sitzt beim Essen zusammen
Gesellschaft
Eine Grupper Menschen sitzt beim Essen zusammen

Alkoholhaltige Getränke sind für unsere Gesellschaft ein traditionsreiches Kulturgut und werden zu unterschiedlichsten Anlässen angeboten. Dabei sollte jeder für sich eine verantwortungsbewusste Entscheidung treffen, ob der Konsum von alkoholhaltigen Getränken in der jeweiligen Situation angemessen ist. Einen Automatismus zum Alkoholkonsum sollte es dagegen nicht geben, denn Genuss ist der bewusste und „besondere“ Moment.

Daher sollte die Gesellschaft einen bewussten Blick auf bestimmte Situationen richten, um problematische Automatismen des Konsums zu hinterfragen und einen verantwortungsvollen Konsum zu fördern:

Eine Sonnenbrille liegt am Strand
Freizeit
Eine Sonnenbrille liegt am Strand

Viele Menschen verbringen ihre Freizeit gerne sehr aktiv. Sie gehen auf Reisen, treiben Sport, bewegen sich gerne in der Natur, gehen ihren Hobbys nach oder sind gerne gesellig beisammen bei den unterschiedlichsten jahreszeitlichen Anlässen. Zum Freizeitverhalten gehören selbstverständlich auch Essen und Trinken dazu. Doch wie kann man einen gesundheitsverträglichen und verantwortungsbewussten Konsum alkoholhaltiger Getränke mit den vielfältigen Freizeitmöglichkeiten verbinden und wo ist vielleicht besser Verzicht angesagt?

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Der „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ beschäftigt sich als Gremium des BSI mit allen „nicht kommerziellen“ Aufgabenstellungen. Diesen Aktivitäten liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Unternehmen der Branche eine aktive Mitverantwortung dafür tragen, dass die Verbraucher mit den Produkten sachgemäß und gesundheitsverträglich umgehen.

Zu den Aktivitäten des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ gehören Präventions-, Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen (wie z. B. diese Website) sowie die effektive Selbstregulierung der Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V.

Indirekt unterstützen alle Mitgliedsunternehmen des BSI den „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“, dessen Arbeit von einer Vielzahl neutraler Wissenschaftler und Experten begleitet wird. Dieser setzt sich aus Medizinern, Psychologen und Pädagogen zusammen, welche die Inhalte der Aktivitäten unabhängig prüfen und mitgestalten.