Ein maßvoller Konsum von alkoholhaltigen Getränken kann die Sexualität positiv beeinflussen, da er u.a. das Sexualhormon Testosteron bei Frauen ansteigen lässt – doch wirkt er bei Männern genauso Lust fördernd oder steigert sogar die Potenz?
Als Hauptrisikofaktor für Erektionsstörungen nennt die Deutsche Gesellschaft für Urologie das Rauchen,1 da insbesondere die Nikotinaufnahme die Durchblutung stört und es so zu Arterienverkalkung (Arteriosklerose) kommen kann. Die Ursachen für erektile Dysfunktionen sind jedoch sehr unterschiedlich. So können eine Operation, Diabetes oder auch eine Depression Auslöser sein. Auch alkoholhaltige Getränke haben verschiedene Einflussmöglichkeiten auf die Sexualität. Neben der enthemmenden und euphorisierenden Wirkung haben alkoholhaltige Getränke auch Einfluss auf die Potenz.
Wie wirkt Alkohol auf die Potenz?
Bei einer Erektion funktionieren Nerven, Muskeln und Blutzufuhr aufeinander abgestimmt. Das Nervenzentrum im Gehirn und im Rückenmark wird durch erotische Reize stimuliert und sendet Impulse zum Schwellkörpergewebe. In der Folge erschlafft das Muskelgewebe und die Blutgefäße im männlichen Geschlechtsorgan erweitern sich. Durch die ansteigende Menge an Blut vergrößert sich der Druck, so dass immer weniger Blut durch die venösen Gefäße wieder abfließen kann. Eine vollständige Unterbrechung des Blutabflusses entsteht dann durch das Zusammenziehen der Beckenbodenmuskulatur.
Da sich beim Konsum von alkoholhaltigen Getränken die Gefäße weitern, kann ein moderater Genuss also durchaus förderlich sein, um den Blutfluss zu begünstigen. Bei einem übermäßigen Konsum von alkoholhaltigen Getränken kehrt sich dieser Effekt allerdings ins Gegenteil: Durch die verstärkte Erweiterung der Gefäße staut sich das Blut im Schwellkörper nicht länger und gleichzeitig sinkt der Muskeltonus, wodurch das Blut direkt wieder abfließt. Ganz andere Konsequenzen kann ein chronischer Missbrauch von alkoholhaltigen Getränken haben: Das wichtigste Sexualhormon Testosteron im Blut sinkt, und die einsetzende Schädigung der Nervensysteme kann u. U. dazu führen, dass das Nervensystem keine Impulse mehr an den Schwellkörper aussenden kann und somit eine Erektion nicht mehr möglich ist.
Während also geringe Mengen alkoholhaltiger Getränke durchaus einen positiven Effekt auf die Potenz haben können, ergeben sich bei größeren Mengen einige Risiken. Professor Dr. Frank Sommer, Sexualmediziner im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, erklärt: „Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum beeinträchtigen die Durchblutung, die Nervenfunktionen und andere für den Erektionsvorgang wichtige Körperfunktionen erheblich.“ Er erläutert weiter: „Ab einem Blutalkoholspiegel von ungefähr 0,4 bis 0,5 Promille treten die ersten Erektionsstörungen auf. Bei über 1 Promille kommt es oft zu sehr heftigen Beeinträchtigungen der Erektionsfähigkeit.“ Die meisten Männer hätten dies bereits einmal erlebt, verrät Prof. Dr. Sommer. Der Experte für Erektionsstörungen warnt deshalb vor weiteren Folgen, die bei einem missbräuchlichen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken auftreten können: „Wesentlich schädlicher und mit langfristigen Folgen für die Potenz ist der längerfristige Alkoholkonsum. Dies gilt bereits ab einem durchschnittlichen Konsum von über 40 Gramm pro Tag (d.h. ca. 1,5 Liter Bier, 0,5 Liter Wein oder 3 doppelte Schnäpse). Teilweise kommt es hierdurch zur geweblichen Veränderung im Penis, was anfänglich Erektionsschwächen hervorruft und über einen längeren Zeitraum zu massiven Erektionsstörungen führen kann.“2
Was können Sie tun?
- Vor allem für Männer gilt: Auf das richtige Maß kommt es an! Kleine Mengen können unterstützen, größere Mengen können sich dagegen negativ auf die Potenz auswirken!
- Um einen zu hohen Promillewert nicht zu einem Grund für sexuelle Beeinträchtigungen werden zu lassen, genießen Sie alkoholhaltige Getränke in Maßen
Quellen:
1 Deutsche Gesellschaft für Urologie, Erektionsstörungen (2018).
2 Prof. Dr. Sommer (Sexualmediziner im UKE Hamburg), Alkohol, Rauchen und Drogenkonsum als Ursache von Impotenz, unter: https://www.maennergesundheit.info/erektionsstoerungen/ursachen/organis…