Aperitif und Digestif bilden die ideale Klammer für einen besonderen, genussvollen Anlass, z.B. ein perfekt arrangiertes Menü, entweder im Kreis der engsten Freunde, der Familie oder nur mit der Partnerin oder dem Partner.
Der Aperitif, als Einstimmung vor dem Essen und der Digestif im Anschluss an eine Mahlzeit oder auch zum Dessert unterstreichen die Besonderheit des Moments, denn sie sind eben nicht alltägliche Begleiter einer Mahlzeit! Während der Aperitif den Appetit anregen und wörtlich den Magen öffnen soll (lat: „aperire“ = öffnen), wird dem Digestif nach dem Essen eine verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt (lat: „digestio“ = Verdauung). Beide Begriffe haben ihren Ursprung im französischen Sprachraum des 19. Jahrhunderts und setzten sich im deutschen Sprachgebrauch erst im 20. Jahrhundert durch.
Aperitifs – Klammer auf (nur eine Auswahl)
In Frankreich oder Italien ist der Aperitif als Einstimmung vor dem Essen zu besonderen Anlässen nicht wegzudenken. Klassische Aperitifs sind z.B. Bitter-Getränke und Wermut. Bitter-Spirituosen, auch Feinbitter genannt, haben mindestens 15% vol. Alkohol und enthalten typischerweise Extrakte von Kräutern, Zitruspflanzen, herben Beeren, Chinarinde oder auch Anis. Durch die Bitterstoffe z.B. auch aus Enzian regen sie den Appetit an. Bitter werden oft mit Eis und einem Schuss Wasser serviert, finden aber auch in Mixgetränken als Aperitif-Cocktails Verwendung. Bekannt sind italienische Klassiker wie der Americano aus Campari, Orangensaft und rotem Wermut oder der artverwandte Negroni, bei dem zusätzlich Gin hinzugefügt wird. Bitter-Aperitifs sind aktuell im Trend: Auch im Spritz wird ein Bitter (Aperol) mit Prosecco oder Wein und einem Schuss Soda gemixt. Auch der Wermut erlebt als Aperitif ein Revival: Die mit Kräutern und Gewürzen aromatisierten verstärkten Weine mit einem Alkoholgehalt von 14,5 bis 21,9 Volumenprozent verdanken ihren Namen dem Wermutkraut, das mit seinen bitteren Aromen ebenfalls appetitanregend wirkt. Neben dem Wermutkraut werden bei der Herstellung bis zu 50 weitere Kräuter und Gewürze verwendet. Die Anzahl unterscheidet sich je nach Produkt – die Basis des Wermuts ist jedoch immer Weißwein. Seit der Entwicklung der Cocktail-Klassiker Manhattan und Martini in den USA der 1880er Jahre ist der Wermut auch in den besten Bars der Welt nicht mehr wegzudenken.
Doch es muss auch nicht immer ein alkoholhaltiger Aperitif sein: Selbst gemachte Limonaden kommen immer mehr in Mode und der Markt bietet inzwischen auch andere alkoholfreie Varianten. Als Aperitif eignen sich vor allem herb-säuerliche Mischungen mit dem Saft von Zitrusfrüchten. Auch Holunder- oder Johannisbeersaft sind gute Grundlagen für alkoholfreie Aperitifs. Reist man einmal quer durch Europa, könnte die Liste noch endlos weitergeführt werden mit ganz landestypischen Aperitifs. An dieser Stelle sollen nur noch einige ausgewählte Beispiele genannt werden, denn die Reise durch die Welt der Aperitifs kann auch jeder selbst weiterführen. In Frankreich beginnt man den Abend nicht selten mit einem „Amer Bière“ oder „Picon Bière“. Dabei wird ein kleines Bier mit einem Schuss herben Orangenlikörs „veredelt“. Spirituosen auf Anisbasis wie Pastis und Ouzo sind in Frankreich und Griechenland beliebt. Sie werden je nach individuellem Geschmack mit Wasser verdünnt. In Italien ist auch der Campari mit Soda noch immer ein beliebter Klassiker. Seien Sie einfach aufmerksam, wenn Sie die Getränkekarte im Ausland studieren oder schauen Sie mal an den Nachbartisch, was die Einheimischen trinken!
Eine weitere Bedeutung des Begriffes Aperitif findet man in Italien. Wenn Freunde sich abends in Bars treffen, um einen Drink zu sich zu nehmen und kleine Spezialitäten des Hauses wie etwa Oliven zu genießen, bezeichnet man dies ebenso als „Aperitivo“.
Der Digestif – Klammer zu (nur eine Auswahl)
Als Digestifs gelten beispielsweise Weinbrände, Kräuterschnäpse oder klare Spirituosen. Ein Klassiker unter den Digestifs ist nach wie vor der Weinbrand, der nach EU-Verordnungen mindestens 6 Monate im Eichenfass reifen und einen Mindestalkoholgehalt von 36% vol. haben muss. Je nach Herkunft bezeichnet man ihn unterschiedlich: Hervorzuheben sind vor allem die französischen Varianten Cognac sowie sein „älterer Bruder“ Armagnac. Auch Spanien (Spanischer Brandy), Deutschland (Weinbrand), Portugal (Aguardente) und Italien blicken auf eine lange Tradition in der Destillation von Trauben zurück. Qualitäts- und Geschmacksunterschiede der Weinbrände lassen sich auf den unterschiedlichen Säure- und Alkoholgehalt von Trauben zurückführen. Zum Dessert muss es nicht unbedingt ein Weinbrand sein. Süße Dessertweine mit einem höheren Alkohol- und Zuckergehalt entfalten sehr üppige und ausgeprägte Aromen und lassen sich gut auf den letzten Gang eines genussvollen Menüs abstimmen.
In Süddeutschland haben Obstbrände als Digestifs Tradition. Kernobst wie Birnen und Äpfel oder Steinobst wie Kirschen, Aprikosen und Pflaumen, sowie deren Unterarten wie Schlehe oder Mirabelle eignen sich für die Destillation. Liköre oder Schnäpse mit den verschiedensten Kräuterauszügen bilden oft die Klammer für eine tolle Mahlzeit. Im italienischen Cynar sorgt die Artischocke für eine bitter-herbe Note, und auf den Balearen kommt nicht selten der selbst angesetzte „Hierbas“ mit einer geheimen Kräutermischung auf den Tisch des Hauses.
Die Auswahl von Aperitif und Digestif – was gibt es zu beachten?
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Damit die Geschmacksnerven vor dem Essen nicht zu sehr beansprucht werden, sollte der klassische Aperitif zu der Gruppe der „Low-Alcohol-Drinks“ gehören und nicht zu süß sein.
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Der Aperitif sollte auf alle Fälle auf das Menü abgestimmt werden. Wird zum Menü ein herber Wein gereicht, passt beispielsweise vorab ein trockener Sherry. Nach einem fruchtigen Aperitif kann ein Weißwein oder ein Saft gut passen.
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Die Temperatur der Speisen spielt bei der Wahl des Aperitifs eine wichtige Rolle: Vor der heißen Suppe sollten z.B. keine eisgekühlten Aperitifs serviert werden. Das wäre sonst eher „stressig“ für unsere Zunge.
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Generell sollten Sie Aperitifs und Digestifs nur in Maßen genießen, denn der Aperitif soll nur Einstimmung sein und nicht die Geschmackssinne „vernebeln“. Auch der Digestif ist nur dann genussvoller Schlusspunkt, wenn er in Ruhe und mit Muße wirken darf. Lassen Sie sich beim Genuss der Getränke also Zeit, damit Geschmack und Aroma wirken können.
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Trinken Sie zu einer Mahlzeit auch ausreichend Mineralwasser, um den Durst zu löschen und die Geschmacksnerven zu neutralisieren, denn Aperitif und Digestif sind ganz sicher keine Durstlöscher.
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Grundsätzlich sollte man bezüglich der Wirkung von Digestifs realistisch sein, denn Alkohol bremst die Verdauung eher als dass er sie anregen würde.
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Unterstreichen auch Sie mit Hilfe der passenden Aperitifs und Digestifs die Besonderheit eines Anlasses mit Freunden und Familie und denken Sie auch daran, dass es geschmackvolle Alternativen ohne Alkohol gibt.
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Aperitif und Digestif werden grundsätzlich maßvoll genossen, denn sie setzen eine genussvolle Mahlzeit in den rechten Rahmen, ohne sich in den Vordergrund zu spielen!
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Informationen zu den Nährwerten der unterschiedlichen Aperitifs und Digestifs finden Sie hier.