Laue Sommernächte laden dazu ein, mit Freunden auf der Terrasse oder auf dem Balkon noch ein wenig länger zu sitzen. Manchmal kündigen sich spontan Gäste an, um bei einem kühlen Getränk gemeinsam den Abend ausklingen zu lassen. Hat man das nicht eingeplant, schmecken Bier, Wein, Sekt, Spirituosen oder Cocktails bei Zimmertemperatur nur halb so gut. Und so ist die Verlockung groß, alkoholhaltige Getränke im Gefrierfach schnell von Zimmer- auf kühle Trinktemperatur zu bringen. Doch Vorsicht: Wer die Getränke im Eisfach vergisst, findet oftmals einen Haufen Scherben und eine größere Baustelle im Eisfach vor. Denn alkoholhaltige Getränke dehnen sich aufgrund ihres Wasseranteils beim Gefrieren aus und sprengen die Flasche oder heben den Korken. Statt der kühlen Erfrischung mit Freunden ist dann Putzen angesagt. Auch wenn die Flasche noch nicht geplatzt, aber voller Eis ist, sollte man vorsichtig sein, denn schon bei der kleinsten Berührung kann die Flasche zerspringen. Also besser mit Arbeitshandschuhen und einer Schutzbrille vor möglicherweise umherfliegenden Glassplittern schützen!
Oder besser unsere Tipps beherzigen, damit Sie die Getränke auch wirklich eiskalt genießen können. Wer trotzdem die „Hauruck-Kühlmethode“ im Eisfach anwenden möchte, sollte einige wichtige Informationen berücksichtigen:
Bier gefriert z. B. schon bei -2 bis -3 Grad und die Flasche zerspringt. Auch Sekt- und Weinflaschen sollte man nicht lange im Eisfach lagern: Beide gefrieren ab ca. 5 Grad unter Null. Aber warum ist das so, dass alkoholhaltige Getränke bei unterschiedlichen Temperaturen gefrieren? Gibt es alkoholhaltige Getränke, die man getrost im Eisfach über längere Zeit lagern kann? „Ja durchaus, wenn der Alkoholgehalt hoch genug ist.“, sagt Prof. Dr. Rainer Müller vom Institut für Fachdidaktik der Naturwissenschaften an der Technischen Universität Braunschweig. „Denn reiner Alkohol hat einen Gefrierpunkt von -114 Grad und könnte mit einer handelsüblichen Gefriertruhe (ca. -18 Grad) niemals gefroren werden. Bei alkoholhaltigen Getränken (sog. Wasser-Ethanol-Gemische) kommt es auf das Verhältnis von Alkohol zu Wasser an, denn Wasser gefriert schon bei 0 Grad. Der Alkohol senkt den Gefrierpunkt des Gemisches.“ Übrigens liegt es nicht am Alkohol, dass Flaschen zu Bruch gehen, sondern an einer Besonderheit von Wasser, wie Prof. Dr. Müller weiter ausführt: „Beim Gefrieren dehnt sich Wasser – anders als andere Stoffe – aus. Es braucht dann mehr Platz und die Flasche zerplatzt.“
Auch bei einem 23-prozentigen Likör reicht der Alkoholanteil noch nicht aus, um längere Zeit im Eisfach flüssig zu bleiben. Hin und wieder kommt es beim Kühlen zu einer Entmischung, wobei der Wasseranteil im Getränk teilweise gefriert und sich dadurch kleine „Eisstücke“ in der Flasche bilden. Der Alkoholanteil hingegen bleibt aufgrund des niedrigeren Gefrierpunktes flüssig. Sobald der Likör aber auf ca. -10 Grad herabgekühlt ist, wird auch er fest. Erst Getränke mit einem Alkoholgehalt von über 34 vol-Prozent wie z. B. Ouzo oder Wodka gefrieren in der handelsüblichen Gefriertruhe nicht mehr und können gefahrlos längere Zeit im Eisfach gelagert werden.
Wie lange es letztlich dauert, bis eine Flasche den Gefrierpunkt erreicht und zerspringt, hängt von zahlreichen Faktoren ab: Dicke der Glasflasche, Ausgangstemperatur der Flasche wie z. B. Zimmertemperatur, Alkoholgehalt und „Kontaktflächen“. Je mehr Kontaktflächen es gibt, desto schneller gefriert eine Flasche. Das heißt: In einer gefüllten Tiefkühltruhe gefriert eine Flasche schneller, als in einer leeren. „Eine einfache Formel gibt es nicht“, so Prof. Dr. Rainer Müller, „und wenn, dann wäre sie für jeden Laien zu kompliziert in der Anwendung. Daher rate ich: schwach alkoholhaltige Getränke nur kurze Zeit ins Eisfach legen, und ansonsten rechtzeitig planen und ausreichend Eiswürfel für den Kühler bereithalten. Auch Kühlmanschetten eignen sich hervorragend. Das Getränk wird schnell kalt, gefriert aber nicht – und die Flasche bleibt heil.“
Christoph Lichtenborg, Category Manager Refrigeration Germany & Austria der Bauknecht Hausgeräte GmbH, einem der größten deutschen Kühlschrankhersteller, weiß aus eigener Erfahrung: „Jede Flasche mit einem alkoholhaltigen Getränk kann bedenkenlos für 20-30 Minuten in der Gefriertruhe aufbewahrt werden – vorausgesetzt, die Flasche hatte Zimmertemperatur und war nicht schon vorher längere Zeit im Kühlschrank.“
Um in den warmen Sommermonaten alkoholhaltige Getränke gekühlt genießen zu können, sollten Sie folgende Tipps berücksichtigen:
- Prinzipiell gilt: Je höher der Alkoholgehalt eines Getränkes ist, desto tiefer sein Gefrierpunkt. Wer den Gefrierpunkt ermitteln möchte, kann sich dabei an folgender Formel orientieren1: Vol. Alk / 2 = Gefrierpunkt in – C°.
40-prozentiger Wodka gefriert demnach bei ca. -20 Grad.
- Bei Bier, Wein und Sekt sollten Sie das Gefrierfach nur im Notfall verwenden. Die Getränke gefrieren schon bei -2 bis -5 Grad. Auch der Geschmack kann unter hohen Temperaturschwankungen leiden. Wieder aufgetautes Bier schmeckt schal und es bildet sich kaum noch Schaum, beim Wein kann ungewollt Weinstein ausfallen.
- Wer unbedingt „die Hauruck-Kühlmethode“ anwenden und alkoholhaltige Getränke unter 34 vol-Prozent im Eisfach schnell herunterkühlen möchte, sollte sich den Wecker am Smart-Phone stellen, damit die Flasche nicht über Nacht vergessen wird! Waren die Getränke vorher auf Zimmertemperatur, ist man mit einer Weckzeit von 20 Minuten auf der sicheren Seite.
- Besser: Ausreichend Eiswürfel einkaufen oder eine Kühlmanschette verwenden, das hält ihre Getränke auch auf der Terrasse noch lange kühl, denn der Abend könnte ja noch länger dauern.
- Hochprozentige Spirituosen wie Ouzo, Wodka oder Aquavit können Sie getrost auch längere Zeit in der Gefriertruhe aufbewahren und dann eiskalt genießen.
Quelle:
1http://www.zdf.de/volle-kanne/koestliche-eiswuerfel-selbst-herstellen-3…